Mein Lido
1992 kaufte ich mir dieses Schmuckstück, völlig vergammelt
und mit einem Frontalschaden. Ich machte eine Probefahrt und wusste
schon nach den ersten paar Metern: dieses Auto musste ich haben!!
Er war schwarz metallic, hatte seltsame, damals noch
fast gelbe bis graue Wildledersitze und Chromstoßstangen, die Vorderen
jedoch durch den Unfall verbogen.
Tja, was sich da als ergrauter Fiat mit Unfallschaden
entpuppte, hätte ich vorher nie zu träumen gewagt!!
Es machte mich schon etwas stutzig, denn die Chromstoßstangen
hatte ich an einem X1/9 noch nie gesehen. Dann waren da auch noch die Alcantara-Sitze und die grün getönten Scheiben. Die schwarze Farbe mit
der Farb-Nr. 813 war mir nicht sonderlich ungewöhnlich aufgefallen.
Aber genau das war es, die meinen X1/9 als ein echtes Lido identifizierte!
X1/9-Papst und Typreferent Karl Heinz Welter vom
X1/9-Club Deutschland war meine erste Anlaufstelle. Er erzählte mir,
wann, wie lange und in welcher Stückzahl dieses Auto gebaut wurde. Erst
da wurde mir bewusst, was für ein seltenes Teil ich da an Land gezogen
hatte! Ein Indiz für die "Echtheit" des Sondermodells war, dass es eben
die besagte Farbe "813" trug, dieselbe auf der Typenplakette eingestanzt
war und auch noch ein Aufkleber unter der hinteren Kofferraumklappe
existierte. Weiterhin sprach dafür, dass das Auto aus der Schweiz kam.
Mann, war das gut, dass ich da gerade gesessen bin!
Ich habe dann den Frontschaden notdürftig ausgebessert
und, da der Wagen noch 1 Jahr TÜV hatte, erst einmal gefahren. Und wie
ich den gefahren habe! Ich wusste bis dahin gar nicht, wie viel Spaß
ein Auto machen kann!! Unglaublich!!
Tja, irgendwann kam es, dass der TÜV fällig wurde
und ich nicht mehr drüber kam. Zu viel Rost, sagten die! Dabei hatte
er doch verhältnismäßig wenig im Gegensatz zu anderen X1/9's.
So kam es, dass mein Schmuckstück erst einmal in
der Garage meines Großvaters Unterschlupf fand, bis ich daran ging,
das Auto zu zerlegen und anfing, Bleche über Bleche hineinzuschweißen...
Mein Gott, sah das da aus, wenn man den Bodenteppich mal entfernt und
diese Teerpappen entfernt!
Meine ersten Schweißversuche unternahm ich im vorderen
Kofferraum, nachdem ich mir bei meinem damaligen Nachbarn, der gerade
einen 124 Spider restaurierte, ein Schweißgerät ausgeliehen habe und
er mich etwas "probeschweißen" ließ. Funktionierte eigentlich ganz gut!
Ich hatte in der Zwischenzeit so viel geschweißt, daß ich in meiner
Lehre zum besten Schweißer unter den Lehrlingen wurde!
Ein weiterer Schwachpunkt in Sachen Rost war bei
mir die A-Säule auf der Fahrerseite, dort war im vorderen Knick ein
Loch, das so groß war, dass meine Faust durchpasste! Bei den weiteren
Schweißarbeiten (z. B. die Schweller, vor allem die vorderen Enden sowie
hinten unter den seitlichen Lufteinlässen) stellte ich fest, dass dieser
Wagen hohlraumkonserviert war! Ein Lido-Fahrer, den ich über das www
kennen gelernt habe, mailte mir, dass sein Auto auch Hohlraumkonserviert
sei. Zufall, oder sind alle "Lidos" mit dieser bei Fiat einmaligen Prozedur
behandelt worden?
Der rechte Schweller nach der "Anti-Korrosions-Behandlung"
Bei der Gelegenheit habe ich auch gleich das Frontblech
ausgetauscht, was ja bei einem Unfall des Vorbesitzers stark in Mitleidenschaft
gezogen wurde. Zum Glück war das darunter liegende Stehblech noch gerade!
Ich habe das alte Blech ausgetrennt (mit einem Bohrer
die Schweißpunkte aufgebohrt), dann eingeschweißt, mit Zink-Grundierung
grundiert, gefüllert, gespachtelt, lackiert.
Nach einer Zylinderkopfüberholung infolge Ölverlust
am Nockenwellenkasten ging es dann endlich in Richtung Zusammenbau.
Ich konnte es kaum erwarten, mit diesem Auto endlich wieder fahren zu
können!
Endlich fertig!
Tja, und weil ich das Auto auch nicht in der Ecke
stehen lassen will, habe ich schon viele Fahrten und schöne Urlaube
damit verbracht.
Wir waren in Italien zum Zelten (mit Minimal-Ausstattung,
die Platzreserven haben wir voll ausgeschöpft, trotzdem gab es keine
Campingstühle...), auch waren wir schon in Monaco (leider kann man den
Ortsnamen auf dem gescannten Bild kaum erkennen...) und in Genf.
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