Alex' kleine Zündapp-Seite

Die Geschichte der Firma Zündapp

Von der Z22 zum Einheitsmodell

Fritz Neumeyer war ein sehr erfolgreicher Unternehmer und Gründer mehrerer Firmen, u.a. der Fritz Neumeyer Aktiengesellschaft, Nürnberg. Die Firma hat sich auf die Fertigung von Messing-Halbzeug spezialisiert, u.a. fertigte man Rohre, Kühlerrohre und komplette Kühler für Motorfahrzeuge und Flugzeuge. Während des ersten Weltkrieges fertigte Neumeyer Messingkartuschen für Artilleriegeschütze sowie warmgepresste Geschoßmäntel und Zündhütchen.

1917 hat er in Gemeinschaft mit der Friedrich Krupp AG in Essen und der Uhren- und Werkzeugmaschinenfabrik Gebrüder Thiel in Ruhla/Thüringen die "Zünder- und Apparatebaugesellschaft m.b.H., Nürnberg" gegründet. Nach dem Auscheiden der Firmen Krupp und Thiel ging 1919 diese Firma in den Alleinbesitz von Fritz Neumeyer unter gleichzeitiger Umfirmierung in "ZÜNDAPP - Gesellschaft für den Bau von Specialmaschinen m.b.H." über. Zunächst wurden verschiedenste Artikel wie Schreib-, Licht- oder Anlassermaschinen für Automobile, blanke Schrauben, Muttern u.s.w. hergestellt. die Firma befand sich damals noch in der Moltkestraße in Nürnberg.


erstes Zündapp-Werk in der Moltkestrasse

Angeregt durch die Berliner Automobilausstellung 1921 begann Neumann mit dem Bau von Motorrädern. Das erste Motorrad aus dem Hause Zündapp, "das Motorrad für Jedermann", die Z 22 mit 211 cm³ und Nasenkolben, war eine Kopie der englischen Levis "Popular" mit 211 cm³ von 1911 und leistete 2,5 PS bei 2600 1/min. Angeblich waren die ersten Maschinen umgespritze Levis Motorräder!


Lewis 211 cm³ (Von whatsthatpicture from Hanwell, London, UK - Early Levis motorcycle, c. 1915, CC BY 2.0, Link)

Das Motorrad verfügte über noch kein Getriebe, der Antrieb erfolgte direkt auf das Hinterrad. Die Z22 ging 1921 in Serie, 1922 gesellte sich die Z2G hinzu, welche eine mit 2-Gang-Getriebe erweiterte Z22 war. Das Getriebe konnte bei der Z22 ebenfalls nachgerüstet werden. Die Motoren verfügten über eine separate Ölversorgung des Motors durch eine separate Ölpumpe und einen kleinen, im Tank integrierten Öltank.
Im Prospekt wurde das Motorrad "Modell 22" genannt, das Getriebemodell "Modell G" oder "Modell G22" (1923). im 1925er Prospekt hieß das getriebelose Motorrad "Modell 2", die Variante mit Getriebe "Modell GS", jetzt mit 3-Gang-Getriebe.


Z22, Z2G

1923 konnte man das Motorrad mit einem auf 249 cm³ vergrößerten Motor kaufen, das Motorrad wurde dann mit dem Zusatz "Sport" versehen. Ab 1924 wurde der Riemen durch eine Kette ersetzt, die Typenbezeichnung änderte sich in K 249. Gegenüber der "Z" hatte die "K" ein oberes, schräg zum Lenkkopf nach oben verlaufendes Rahmenrohr, wodurch sich der Tankinhalt um 0,5 Liter vergrößerte. Die K 249 verfügte außerdem über ein Dreiganggetriebe und einen Kickstarter, eine K 249 war im November 1924 das 10.000ste Zündapp-Motorrad was vom im Laufe des Jahres eingerichteten Fließband lief. Daneben baute man die hubraumschwächere K 211 mit 211 cm³. Im Prospekt von 1925 findet sich außerdem ein Modell "GS" mit Riemenantrieb und 3-Gang-Getriebe, vermutlich ein Modell Z 249 mit 3-Gang-Getriebe.

 

Zwischen 1925 und 1926 lieferte man 1000 Motoren an ein Montagewerk in Mailand (S.A. Officine Zundapp Milano), wo man an den italienischen Geschmack angepasste K249 Modelle montierte. Von dort aus sollten die Export-Märkte Italien, Griechenland und Spanien bedient werden, wobei möglichst viele Teile selbst gefertigt werden sollten. Da sich das Geschäft aber nicht rentierte wurde das Projekt wieder eingestellt.

1925 rationalisierte man die Produktion und stellte eine überarbeitete Version der K249 heraus, das "Einheitsmodell" EM 249 war 1927 das einzige Zündapp-Motorrad. 1926 wurden davon über 4000 Stück verkauft, 1927 waren es schon über 8000 und 1928 gar über 16.000 verkaufte Exemplare! Im letzten Produktionsjahr 1928 erhielt das "Einheitsmodell" 300 cm³ und hieß EM 300. 1926 wurde außerdem ein 3-Rad-Lieferwagen (vorne Motorrad, hinten ein Aufbau mit Achse und 2 Rädern, von denen nur das linke angetrieben wurde) in einer Stückzahl von 2500 Einheiten gebaut, zuletzt auch mit einem steuerfreien 200 cm³-Motor.


Einheitsmodell erste Serie, zweite Serie, Lieferwagen

Die Z- und S- sowie Rekord-Modelle

Als am 1. April 1928 Motorräder mit bis zu 200 cm³ steuerfrei wurden, erlebte die Branche einen Aufwind. Zündapp hat diesen Zeitpunkt etwas verschlafen, deshalb brachte man eiligst die EM 300 auf den Markt weil die 250er zu nah am steuerfreien Hubraum war. 1928 entstanden noch 10 Exemplare eines Z 250, die in den Fahrgestellnummern auftauchten. Vermutlich hat man das Modell "Z" schon mit 250 cm³ geplant, wurde aber von der führerscheinfreien 200er-Klasse überrascht. Eiligst brachte man das Modell Z 200 mit einem 4,5 PS leistenden 200 cm³ Zweitakter heraus, der als erstes Zündapp-Modell mit Aluminiumkolben ausgerüstet war. Das Modell gab es erst mit eckigem, dann mit abgerundetem Stecktank, später mit einem damals hochmodernem Satteltank. Zusammen mit dem EM 300 Einheitsmodell stieg die Gesamtproduktion bald auf das dreifache!
Vom Einheitsmodell wurden nahezu 28.000 Exemplare verkauft, 1927 war das 25.000ste Motorrad ein 250er Einheitsmodell, 1929 schon lief das 50.000ste Zündapp-Motorrad, eine Z 300, vom Band!

Z 200 mit abgerundetem Stecktank

Ebenfalls 1928 kam die Z 300 mit 9 PS heraus. Die Z-Modelle verfügten über einen aus Schmiede- Profilstahl hergestellten Rahmen. Da die bisherigen vier getrennten Produktionsstätten zu klein wurden, begann man in Nürnberg- Schweinau in der Dieselstraße mit einem großzügigen Neubau der schon Anfang 1929 in Betrieb genommen werden konnte. Ebenfalls 1929 trat der Sohn des Firmengrüners, Hans-Friedrich Neumeyer, als Direktionsassistent in das Unternehmen ein.

1929 gründete Neumeyer in England mit dem ehemaligen Rover-Manager John Kemp Starley, den er vermutlich kennen gelernt hatte als er in seinem Turbinen-Werk in München-Freimann Rover-Automobile in Lizenz bauen wollte, die Firma "Newmount Tading Co.". über diese Firma verkaufte Zündapp ab 1929 erst Z 200, ab 1931 dann Z 300 (allerdings mit Rohr- anstelle Stahlprofilrahmen) sowie Rekord und S 500 Motorräder unter dem Namen "Newmount". Ende 1933 wurde der Verkauf wieder eingestellt.



1930 wurden die Z 200 und Z 300 durch die S 200 und S 300 abgelöst, parallel dazu kamen die "Rekord" Modelle heraus. Aufgrund der 1929 durch den New Yorker Börsencrash ausgelösten Weltwirtschaftskrise fielen die Ansatzzahlen dramatisch, weshalb man die scharf kalkulierten Modelle Rekord I und Rekord II heraus brachte, die Beleuchtung musste hier separat geordert werden. Die Rekord I verfügte über einen Schwungmagnetzünder und elektrisches Dynamolicht, während die Rekord II schon mit einer Batteriezündanlage mit Lichtmaschine ausgestattet wurde. Die Rekord-Modelle fielen durch ihre schwarz/rote Lackierung auf, während viele Konkurrenten einfach nur schwarz waren. Während die Weltwirtschaftskrise ihren Lauf nahm, konnten 1930 noch rund 12.000 Maschinen verkauft wurden, 1931 waren es nur noch 5000 Stück. 1932 schaffte man nicht einmal mehr diese Zahl...



Eine Sensation war trotz der Weltwirtschafskrise 1930 die Zündapp S 500 / SS 500 mit 499 cm³ großem Rudge Python Einbaumotor. Das Aggregat entwickelte 18 PS (SS: 22 PS). Zündapp musste diese Modelle bringen, da der Markt nach Viertakt-Modellen verlangte.

SS500

1931 begann man mit der Entwicklung eines Automobils, um neben der Motorradfertigung ein weiteres Standbein aufzubauen. Mit Hilfe des Stuttgarter Konstruktionsbüros von Ferdinand Porsche entstanden drei Musterwagen, die aber entgegen Porsche's Vorschlag eines 1000 cm³ 4-Zylinder-Boxermotors mit einem wassergekühlten Fünfzylinder-Sternmotor im Heck ausgestattet waren. Mit diesem Wagen wurde erstrmals der Begriff "Volkswagen" benutzt. Während die Musterwagen in der Erprobung waren, wurde das Projekt aber von Neumeyer wieder abgebrochen da es den Rahmen seiner Möglichkeiten gesprengt hätte.



Vom Block-Motor zur Derby

1932 gab es bei Zündapp eine neue Generation von Zweitaktmodellen mit Blockmotoren. Den Grundstein dafür legten die B 170 "Zugvogel", die B 200 sowie ab 1933 das erste Derby-Modell DB 175, bei welchen Motor und Getriebe in einem gemeinsamen Gehäuse sitzen. Ebenfalls 1933 kamen die Modelle "Derby Einfach" (DE) und "Derby Luxus" (DL) mit 198 cm³-Motor heraus, die den Grundstein für die spätere, bis in die 1950er erhältliche DB-Reihe von Zündapp war. Bei diesen Modellen wie auch bei der K 200 (siehe nächster Abschnitt) kam zum ersten Mal die von Richard Küchen erfundene Dreistromspülung zum Einsatz, welche eine abgewandelte Art der von Adolf Schnürle erfundenen Umkehrspülung war, dessen Lizenz allerdings DKW erwarb.


B 170, B 200

DE 200

1932 löste Hans-Friedrich Neumeyer seinen Vater Fritz Neumeyer als Geschäftsführer der Zündapp-Werke ab. Trotz durch die Weltwirtschaftkrise angespannten wirtschaftlichen Situation legte man mit Richard Küchen und seinem Bruder Xaver Küchen den Grundstein für ein neues, modernes Zweirad-Programm.

Die Kardan-Modelle im Preßstahlrahmen

1933 brachte Zündapp eine Reihe neuer Modelle mit Kastenrahmen heraus, nun erstmals auch mit Viertakt-Motor (der Begriff "Kastenrahmen" wurde bei Zündapp nicht benutzt, man nannte den Rahmen "Preßstahlrahmen", das K in der Typenbezeichnung stand für "Kardan").

Xaver und Richard Küchen schufen binnen sechs Monaten bei Zündapp die "K" Reihe, welche durch Blechpressrahmen und Kardanantrieb bestachen. 1933 erschienen die K 200 (1-Zylinder 2-Takt), OK 200 (1-Zylinder 4-Takt), K 400 (2-Zylinder Boxer 4-Takt), K 500, K 600 4-Zylinder Boxer 4-Takt) und die legendäre K 800.



Trotz der technischen Überlegenheit gegenüber der Konkurrenzmodelle hätte das Unternehmen bei einem weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit nicht überlebt. Als 1933 die Nationalsozialisten an die Macht kamen, führten diese sofort absatzfördernde Erleichterungen ein, u.a. waren Personenwagen und Motorräder nun steuerfrei. Durch viele weitere Maßnahmen fasste die Konjuktur wieder tritt, die Kaufkraft weiter Bevölkerungskreise stieg schnell an was die Umsätze der deutschen Motorradfabriken in die Höhe schnellen ließ.

Ebenfalls 1933 gab man einen Vierrad-Schnellieferwagen mit Wassergekühltem 400 cm³ Viertakt-Boxermotor und 4-Gang-Getriebe zur Serienfertigung frei. 1935 erhielt das Fahrzeug einen 500 cm³-Motor, es war aber mit ca. 300 gebauten Exemplaren pro Jahr nicht lukrativ genug weshalb man die Produktion wieder einstellte. Ebenfalls eingestellt wurde das Vorhaben, auf das Chassis der Lieferwagens eine zweisitzige Coupe-Karosserie aufzusetzen. Auch das Vorhaben, 1934/35 einen größeren Personenwagen mit 2000 cm³ zu bauen ("Fridolin"), wurde wieder zugunsten der Motorrad-Produktion eingestellt.


Schnelllieferwagen, Prototyp mit Coupe-Karosserie, "Fridolin"

Die OK 200 konnte mit ihrem kopfgesteuerten 200er 4-Takt-Motor nicht gegen die BMW R 2 bestehen und wurde noch im selben Jahr aus dem Programm gestrichen, ebenso wie die K 400 und K 600.
Die K 200 hatte mit ihren nur 6,5 PS mit dem schweren Kastenrahmen zu kämpfen, der auch für die großen Modelle verwendet wurde (die K 800 hatte bis zu 22 PS), sodass man ab 1935 die KK 200 mit kleinem Kastenrahmen und Kardan heraus brachte. Zeitgleich erschien die DK 200 mit dem leichteren 200er Motor der Derby (DE/DL 200, mit offenem Schwungrad) mit Kettenantrieb.

1935 erschien als Nachfolgerin der DE/DL 200 die DB 200 mit 30W-Lichtmaschine, 1936 kam die "Luxusversion" der DB mit 50W-Lichtmaschine, Tachometer im Scheinwerfer und verchromtem Tank heraus heraus, ebenfalls 1935 erschien der größte von Zündapp gebaute 2-Takter, die K 350. Im September starb der Firmengründer, Geheimrat Dr. h.c. Fritz Neumeyer, sein Sohn Hans-Friedrich Neumeyer, der schon 1932 zum Geschäftsführer wurde, führte die Firma fortan weiter.
Zeitgleich setzte man den Motor der DB 200 auch in den kleinen Kastenrahmen, die daraus entstandene Maschine nannte man DBK 200.
1937 strich man die DBL schon wieder, die DB gab es nun auch mit Tachometer und der selbe Motor mit dem großen Deckel des Noris SDZ 6/30/1 Scheibendynamo wurde nun auch in der DBK verwendet. 1937 kam noch der 250er Motor dazu.


DB 200, DBK 200

1936 kam die KS 500 heraus, im Prinzip eine K 500 mit modernem, kopfgesteuertem Motor und 22 PS bei 5200 1/min. Mitte 1936 verließ das 150.000 Zündapp-Motorrad die Werkshallen. 1937 wurden wenige KS 500-Motoren zu Sportzwecken in den kleinen Kastenrahmen eingebaut, woraus die KKS 500 entstand. Aus dieser Maschine wurden zahlreiche Wettbewerbsmodelle. Im selben Jahr setzte man auch den 350er-Motor in den kleinen Kastenrahmen.

KS 500

Ebenfalls 1937 begann man im Auftrag des damaligen Reichsluftfahrtministerium mit der Entwicklung eines 4-Zylinder-Flugmotors. Der Motor war für hängenden Einbau konzipiert, er verfügte über 2 Liter Hubraum und leistete 50 PS bei 2300 1/min. Die niedrige Drehzahl war nötig, um die Luftschraube direkt ohne Getriebe antreiben zu können. Mit dem Flugmotor bekam das Zündapp-Wappen Flügel und wurde seitdem immer so benutzt.



Im selben Jahr erschien die DS 350, eine technisch hochinteressante Maschine mit einem aus dem 4-Zylinder-Flugmotor abgeleitetem Motor. Die bis dahin stärkste Zündapp kam 1938 auf den Markt, die KS 600 mit 28 PS bei 4700 1/min. Diese moderne Maschine wurde bis 1941 gebaut und nach dem Krieg von 1949 bis 1950 wieder aufgelegt.



Während des zweiten Weltkriegs wurde das "überschwere Wehrmachtskrad" KS 750 mit angetriebenem Beiwagen gebaut.

Alle von 1922 bis 1940 gebauten Modelle im Zeitstrahl:


Quellen:
S. Rauch / G. Sengfelder / R. Scharfenberg: Zündapp 1922-1984, ISBN 3-613-02684-8
S. Rauch / H. Kletzke: 60 Jahre Zündapp-Technik, ISBN 3-9804987-1-9
A. Schwietzer, Typenkompass Zündapp, ISBN 978-3-613-02680-3
Zahlreiche Zündapp-Prospekte

http://www.deutsche-biographie.de/sfz71597.html
http://www.motoclub.de/Motoclub_aktuell/Marken___Modelle/Zundapp/zundapp.html
http://meisterdinger.de/z/